Julian Brandt von Borussia Dortmund gegen Atletico Madrid in Aktion

Champions League und Bundesliga Der BVB wandelt zwischen den Welten

Stand: 30.04.2024 11:40 Uhr

Wenn es im Halbfinale der Champions League gegen Paris St. Germain geht, dürfen die Fans von Borussia Dortmund auf das gute Gesicht ihres Teams hoffen. In der Bundesliga sieht es dagegen oft anders aus.

Julian Brandt ist bekannt dafür, dass er ein Freund der direkten Sprache ist. So auch nach dem jüngsten 1:4-Debakel bei RB Leipzig. "Das ist für mich ein kompletter Schlag aufs Maul. So fühlt sich das an", sagte der 27 Jahre alte Offensivspieler von Borussia Dortmund.

Ein äußerst unangenehmes, wenn auch selbst verschuldetes Gefühl, das der BVB in der laufenden Bundesligasaison schon häufiger ertragen musste. Die ehemals zweite Kraft im (Bundesliga-) Land ist gerade dabei, ihren Status zu verlieren.

"Man muss klar sagen, dass wir in dieser Saison nicht zu den besten vier Mannschaften der Bundesliga gehören", sagte Brandts Teamkollege und Torhüter Gregor Kobel und wurde deutlich: "Es kotzt mich extrem an, so abgeschlagen auf dem fünften Platz zu stehen."

Fünf Punkte Rückstand

Ganz im Gegensatz dazu steht die überraschend erfolgreiche Teilnahme der Mannschaft von Trainer Edin Terzic in der Champions League, in der das Team am Mittwoch (01.05.2024) im Halbfinal-Hinspiel Paris St. Germain empfängt. Der BVB wandelt in dieser Saison in zwei völlig unterschiedlichen Welten.

Bei fünf Punkten Rückstand und nur noch drei ausstehenden Spielen in der Bundesliga ist es unwahrscheinlich, dass der BVB Leipzig noch einholen kann. Damit wäre das Mindestziel, die direkte Champions-League-Qualifikation, normalerweise verpasst. "Wir spielen ganz klar unter unseren Ansprüchen und diese Pille muss man dieses Jahr schlucken", sagte Brandt.

Allerdings hat die Bundesliga in diesem Jahr durch die Jahreswertung der UEFA einen zusätzlichen Startplatz fast sicher. "Da kann man echt abends dreimal beten und sagen Gott sei Dank“, so Brandt.

Aufbauspiel ist zu fehlerhaft

Die Gründe: In der Bundesliga ist der BVB häufig der Favorit, hat mehr Ballbesitz, soll und muss das Spiel machen. Eines der großen Probleme seines Teams benennt Terzic deutlich. "Im Bereich Aufbauspiel haben wir einen ganz klaren Schwerpunkt gelegt im Trainingslager", sagte der BVB-Coach jüngst.

Viel zu viele Fehlpässe, daraus resultierende Ballverluste, unerklärliche Unkonzentriertheiten und auch falsche Positionierungen der Spieler in den Partien in der heimischen Liga führen immer wieder zu großen Problemen - und auch zu Gegentoren.

Hinzu kommt: Im Vergleich der derzeit besten fünf Teams untereinander (Leverkusen, Bayern, Stuttgart, Leipzig, Dortmund) schneidet der BVB besonders schlecht ab, auf dem letzten Platz. Ein Sieg (gegen München) und zwei Remis (jeweils gegen Leverkusen) stehen fünf Niederlagen in diesen Top-Begegnungen gegenüber.

Andere Rolle in der Königsklasse

In der europäischen Königsklasse sieht es dagegen ganz anders gegen die Top-Teams aus. Dort setzen die Dortmunder vor allem auf ihr schnelles Umschaltspiel, haben von den Schnelligkeits-Vorzügen des derzeit verletzten Donyell Malen und auch von denen des Karim Adeyemi profitiert.

Und: Das Team hat es seit der anspruchsvollen Vorrundengruppe (Paris, AC Mailand, Newcastle United) nahezu dauerhaft geschafft, seine Konzentration über 90 Minuten hochzuhalten und damit seine Fehlerquote zu minimieren. Wohl auch, weil die Dortmunder Mannschaft - bis auf das Achtelfinale gegen PSV Eindhoven - nie als Favorit und "Spielmacher" in die Partien gegangen ist.

Besonders widerstandsfähig

Speziell gegen Atletico Madrid im Viertelfinale der Champions League, das den BVB mit seiner intensiven Spielweise extrem forderte, wirkten die BVB-Profis widerstandsfähiger denn je. "Wir haben das oft genug gezeigt, dass wir in diesem Wettbewerb, sehr, sehr gute Leistungen abrufen können", sagte BVB-Sportchef Sebastian Kehl.

Nun muss sich der BVB erneut gegen Paris St.Germain beweisen, in der Gruppenphase gab ein ein 0:2 in Paris und ein 1:1 im heimischen Stadion. Gegen die Franzosen müssten die Dortmunder "das Stadion mitnehmen, Tore schießen, mit allem verteidigen", sagte Brandt. Der Favorit wird das Glamour-Team aus Paris sein.

Und durch die Erfahrungen in dieser Saison dürften die Dortmunder trotzdem ganz zuversichtlich sein. Es ist ja schließlich Champions League.