Aus im Achtelfinale DFB-Team bei der EURO 2020 - alles so lala
Die deutsche Nationalmannschaft scheidet im Achtelfinale der EURO 2020 aus. Die Gesamtbewertung fällt so aus, wie die Leistung im Spiel gegen England war: so lala. Gewinner des Turniers sind nur mit Mühe zu finden.
Vor den Ferien gibt es noch Zeugnisse. Das ist bei Schülerinnen und Schülern genau wie bei Fußballnationalspielern und deren Trainer. Die Bewertung erfolgt bei ihnen häufig über das Schema "Gewinner und Verlierer".
Diese Kategorisierung verbietet sich aber bei der deutschen Nationalmannschaft geradezu nach der für sie mit dem Achtelfinale gegen England beendeten EURO 2020.
Die meisten Spieler schwammen irgendwo dazwischen, sie hatten ihre guten Momente, ihre schwachen, ihre lichten, ihre irrlichternden.
Spieler | Ballkontakte | angekomme Pässe in Prozent |
---|---|---|
Toni Kroos | 425 | 91,95 |
Mats Hummels | 355 | 96,18 |
Matthias Ginter | 332 | 92 |
Antonio Rüdiger | 319 | 94,33 |
Joshua Kimmich | 286 | 89,37 |
Robin Gosens | 211 | 84,97 |
Ilkay Gündogan | 195 | 93,68 |
Thomas Müller | 180 | 78,91 |
Kai Havertz | 160 | 85,85 |
Manuel Neuer | 150 | 84,47 |
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Serge Gnabry | 103 | 74,29 |
Timo Werner | 45 | 75 |
Robin Gosens schien nach dem Spiel gegen Portugal mit einem Tor und zwei Assists, seinem natürlichen Auftreten und Witz, seiner Vergangenheit ohne ein Länderspiel in Nachwuchsmannschaften, auf dem sicheren Weg zum Gewinner.
Aber die mäßigen Auftritte gegen Ungarn und England stuften ihn herab. Trotzdem ist er in einem Ranking noch oben anzusiedeln. Das zeigt, wie schwankend und letztlich durchschnittlich die deutsche Mannschaft auftrat.
Musiala mit wenigen Minuten auf Gewinnerseite
Bezeichnend, dass Jamal Musiala noch auf die Gewinnerseite zu schlagen ist. Der erst 18 Jahre alte Mittelfeldspieler des FC Bayern zeigte bei seinen wenigen Einsatzminuten zumindest, dass er für die neue Mannschaft unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick ein Kandidat für längere Spielanteile ist.
Spieler | Torschüsse | Torschussvorlagen | Tore | Torvorlagen |
---|---|---|---|---|
Kai Havertz | 10 | 6 | 2 | - |
Robin Gosens | 6 | 7 | 1 | 2 |
Thomas Müller | 6 | 3 | - | - |
Leon Goretzka | 5 | 2 | 1 | - |
Toni Kroos | 4 | 5 | - | - |
Serge Gnabry | 4 | 1 | - | - |
Mats Hummels | 3 | 3 | - | 1 |
Antonio Rüdiger | 3 | - | - | - |
Timo Werner | 2 | 2 | - | 1 |
Joshua Kimmich | 1 | 9 | - | 2 |
Leroy Sane | 1 | 3 | - | - |
Ilkay Gündogan | 1 | 2 | - | - |
Die Rückkehrer Mats Hummels und Thomas Müller zeigten, dass Löw eine richtige Entscheidung traf, als er sie doch noch in den Kader berief.
Frustrierendes Turnier für Neuer
Aber auch bei ihnen waren die Schwankungen zu heftig, um von Gewinnern zu sprechen. Müller hat zudem das Pech, dass die vergebene Großchance gegen England weit mehr in Erinnerung bleiben wird als sein herausragendes Spiel gegen Portugal.
Frustrierend verlief die Europameisterschaft für Manuel Neuer. Vier Spiele, sieben Gegentore, ein Fehler gegen Ungarn, aber kein einziger Moment, in dem die Rede davon war, dass solch einen Ball nur Neuer hält. Er wehrte auch nur fünf Schüsse ab.
Sieben Spieler ohne Einsatzminute
Seine Konkurrenten Bernd Leno und Kevin Trapp blieben erwartungsgemäß ohne Einsatzminute, genau wie Robin Koch, Christian Günter, Florian Neuhaus sowie Lukas Klostermann und Jonas Hofmann, die aber auch zeitweise wegen Verletzungen ausfielen.
Wie Musiala kamen auch Niklas Süle, Marcel Halstenberg und Kevin Volland nur zu kurzen Einsätzen.
Ein wenig überraschend war hierbei vielleicht, dass Neuhaus, der im Testspiel gegen Dänemark ein Tor erzielte und überzeugte, ohne Chance blieb.
Vier Spieler jede Minute auf dem Platz
Neuer, Antonio Rüdiger, Joshua Kimmich und Toni Kroos standen in jeder Spielminute auf dem Platz. Ihr positiver Einfluss blieb überschaubar.
Kimmich fremdelte meistens mit der Position im rechten Mittelfeld des 3-4-3-Systems, das Löw beibehielt und nur zur zweiten Halbzeit des Ungarn-Spiels umstellte.
Erschreckend für einen Innenverteidiger ist die Quote der gewonnenen Zweikämpfe bei Rüdiger: knapp 46 Prozent. Hummels steht bei 62 Prozent, Ginter sogar bei 72.
Spieler | Zweikämpfe | gewonnen in Prozent |
---|---|---|
Toni Kroos | 83 | 51,81 |
Kai Havertz | 77 | 38,96 |
Thomas Müller | 74 | 48,65 |
Mats Hummels | 63 | 61,9 |
Joshua Kimmich | 47 | 53,19 |
Serge Gnabry | 45 | 33,33 |
Matthias Ginter | 44 | 72,73 |
Robin Gosens | 42 | 54,76 |
Antonio Rüdiger | 35 | 45,71 |
Leroy Sané | 30 | 53,33 |
Bei vielen deutschen Spielern ist die Frage, warum sie selten bis nie annähernd ihr höchstes Leistungsniveau erreichten. Frappierend war bei Ilkay Gündogan zu sehen, wie sehr er abfiel im Vergleich zu seiner vergangenen Saison bei Manchester City. Serge Gnabry, Timo Werner, Leroy Sané: auch hier bleiben Fragezeichen.
Bei Kai Havertz war zumindest ansatzweise zu erkennen, warum er inzwischen beim FC Chelsea spielt und er den Klub zum Gewinn der Champions League schoss.
Havertz schoss immerhin zwei Tore, nötigte einen Portugiesen zu einem von zwei Eigentoren beim einzigen Sieg der deutschen Mannschaft. Ansonsten trafen Gosens und Leon Goretzka.
Problembereiche blieben Problembereiche
Die drei Problembereiche, die Löw im Trainingslager angesprochen hatte, blieben auch im Turnier solche. Gegner kamen über die Flügel durch und zu Abschlüssen und Toren im Zentrum, gingen jeweils mit 1:0 in Führung.
Eine "kompakte Defensive", die dank der Dreierkette entstehen sollte, blieb Wunschdenken. Das Verhalten bei Standardsituationen des Gegners war leicht verbessert, aber Deutschland blieb anfällig und vor allem bei eigenen Standards harmlos. Auch da hatte Löw angekündigt, besser zu werden.
Sehr schwierig zu trainieren ist angesichts des nicht zu simulierenden Drucks im Spiel die Verwertung von Chancen. Logisch ist aber, dass die Wahrscheinlichkeit eines Treffers steigt, je mehr Chancen sich bieten.
Bescheidene Note auch für den Bundestrainer
Aber das deutsche Offensivspiel stockte häufig, nur gegen Portugal ging der sehr gute Plan des Bundestrainers auf.
Es war sein letzter guter. Gegen England fiel ihm nichts ei, um nach der Pause die Kontrolle zu behalten und zu Chancen zu kommen. Daher fällt auch auch die Note für Joachim Löw sehr bescheiden aus.