Torsten Lieberknecht nach dem Spiel in Bochum.

Nun droht der rechnerische K.o. Darmstadt 98 kann jetzt nur noch die Stilfrage gewinnen

Stand: 26.04.2024 15:42 Uhr

Ein Gutes hatte die Saison: Darmstadt 98 konnte früh beginnen, sich auf das Ende vorzubereiten. Am Sonntag könnte sie nun der rechnerische K.o. ereilen. Für die Lilien geht es darum, es mit Fassung zu tragen.

Am Sonntag (19.30 Uhr) kommt ein weiteres Stück aus der Reihe "ausgerechnet" zur Aufführung. Genre: Abstiegsdrama. Im Duell zweier Bundesliga-Aufsteiger kann am Sonntag der eine den Klassenerhalt perfekt machen, indem er den anderen zurück in die 2. Bundesliga schießt. Darmstadt 98 ist der andere. Heidenheim hat in dieser Saison nur als Gegner von Betroffenen in den Abstiegskampf eingegriffen.

Vor ziemlich genau einem Jahr sind beide noch quasi Hand in Hand mit gleicher Punktzahl aufgestiegen. Nun trennen sich die Wege geradezu schicksalhaft. Abhängig davon, was die Konkurrenz am Wochenende treibt, könnte für die Lilien schon vor Anpfiff der Abgesang angestimmt werden. Dass es eng werden würde mit einer weiteren Saison im Fußball-Oberhaus, war seit Monaten abzusehen.

Wenn das Rennen schon nicht mehr zu gewinnen ist, setzen sich Sportler Zwischenziele. Ein glatter Etappensieg ist den Südhessen zumindest am vergangenen Wochenende beim 2:0 in Köln gelungen. Gleichwohl erst das dritte Erfolgserlebnis dieser Art in der laufenden Saison. Da noch mitzuzählen, wäre müßig.

"Dieser Sieg hat der Stadt Darmstadt gut getan"

Trainer Torsten Lieberknecht gelingt es stattdessen, auf den letzten Metern der Saison die Prioritäten sinnvoll zu verschieben. Er freue sich gerne mit anderen und darüber, wenn sie sich freuen. Nach dem befreienden Erfolgserlebnis am Rhein durften die Fans endlich mal wieder jubeln. "Das hat der Stadt Darmstadt und uns allen gut getan, danach haben alle gelechzt", sagte der SVD-Coach.

Highlights: Köln – Darmstadt

Viel mehr als diese Momentaufnahme lässt sich aus dem Sieg gleichwohl nicht ableiten. Im schrittweisen Prozess des Abschiednehmens hat das Tabellenschlusslicht längst in das Stadium Akzeptanz eingecheckt. "Wir sind sehr realistisch, was die Situation angeht. Aber es wartet ein weiteres Bundesligaspiel. Eines der vorerst vermutlich letzten Bundesligaspiele für uns", sagte Lieberknecht und klang fast, als würde er sich aus Pietätsgründen verbitten, zu sehr nachzubohren. "Wenn wir absteigen sollten, bin ich schwer enttäuscht. Aber ich freue mich immer noch auf den Spieltag und dass wir ein Erstliga-Spiel bestreiten dürfen."

"Heidenheim hat den besseren Trainer"

Wie man sich mit Würde verabschiedet, lebt Lieberknecht vor, wenn er dem kommenden Gegner aus Heidenheim überzeugend zu einer herausragenden Saison gratuliert. Warum der Saisonverlauf der beiden Aufsteiger so weit auseinanderklafft? "Weil sie natürlich den besseren Trainer haben", scherzte der Lilien-Coach. Er ist mit Frank Schmidt befreundet.

Ein wenig tiefer ließ Lieberknecht dann doch noch hinter die Fassade blicken. Dass es alles andere als leicht gewesen sei und viele schwere Ausfälle seinem Team das Leben in der Bundesliga reichlich schwer gemacht hätten. Das gilt für das kommende Spiel dann konsequenterweise auch. Fraser Hornby, Alexander Brunst, Braydon Manu, Fabian Holland, Klaus Gjasula, Clemens Riedel, Marvin Mehlem und womöglich Aaron Seydel fallen aus, es fehlt nicht viel für eine ganze Elf. Das Jammern will Lieberknecht nun aber nicht mehr anfangen. Selbst dafür ist es ja nun zu spät.

Zusammenarbeit mit Fernie "nahezu bombastisch"

Vielleicht lässt daraus, wie sich die Lilien aus der Liga verabschieden aber ja auch schon ein positiver Ansatz für die kommende Saison herauslesen. Die Erkenntnis, dass es oft knapp und unglücklich, in Summe aber klar zu wenig war. Die Erkenntnisse einer unerfreulichen Saison nun in eine Kaderplanung zu gießen, damit haben die Lilien längst begonnen. Seine ersten Eindrücke vom neuen Sportchef Paul Fernie seien "nahezu bombastisch", so Lieberknecht. Dann kann in diesem Abschied ja auch ein neuer Anfang stecken.